Obelisk
Bis 1976 stand unterhalb des Bahnhofs der Selketalbahn ein markanter, gusseiserner Obelisk, - das weitbekannte Wahrzeichen Mägdesprungs und seiner Eisenhütte.
1812 wurde er in der Regierungszeit von Herzog Alexius Christian Friedrich von Anhalt-Bernburg (1767-1834) zum Gedenken an seinen Vater, Fürst Friedrich Albrecht auf einem Rondell errichtet, das bereits schon 1808 gebaut wurde.
Der Guss der vier 12,5 m langen und etwa 2 cm dicken Platten, die die sog. Nadel darstellten, war damals eine technische Meisterleistung, die durch den Bau eines neuen Hochofens und einer größeren Gießhalle möglich geworden war. Der mit Sockel 16,7 m hohe Obelisk wurde am 15.8.1812 im Beisein des Herzogs und vieler Gäste, besonders aus dem gerade neu gegründeten Alexisbad, feierlich eingeweiht. Dabei wurde die Gedenktafel für den Fürsten Friedrich Albrecht angebracht.
Der Obelisk war das erste Monument des damals entstehenden Landschaftsparkes zwischen Alexisbad und Mägdesprung. Mit dem Gedenkkreuz an der Mägdetrappe für Herzog Alexius, dem Luisentempel, dem Eisernen Kreuz auf dem damaligen Friedrichsplatz, der Verlobungsurne auf dem Habichtsstein und schließlich dem gusseisernen Portal des Alexius-Erbstollens kamen bis 1845 noch weitere Monumente dazu, die das mondäne Alexisbad bekannt werden ließen. Zeitgenossen setzten den damaligen Landschaftspark im schönsten Teil des Selketals, mit seinen steilen, felsdurchsetzten Hängen, gar mit dem Wörlitzer Park gleich.
Zahlreiche Künstler, geprägt vom Zeitgeist der Romantik, schufen vom Park, von Alexisbad, besonders aber von Mägdesprung mit seinem Obelisken unzählige Grafiken, die besonders in die Reiseliteratur Eingang fanden, die sich damals stark entwickelte.
164 Jahre war der Obelisk das Wahrzeichen von Mägdesprung, dann musste 1976 seine Nadel wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Die Schrifttafel war schon Jahre vorher mit Blech abgedeckt worden.
Stehen blieb nur noch der etwa 4 m hohe Sockel auf dem Rondell, das einen Halbkreis mit einem Radius von 22 m darstellt und von einer bis zu 4 m hohen Mauer aus senkrecht stehenden Schieferplatten gestützt wird.
Nach der deutschen Einheit setzte sich der Verfall der alten Eisenhütte, der in der DDR begonnen hatte, rapide fort. Privatisierungen und spekulative Verkäufe beschleunigten den Verfall. Da die jeweiligen Besitzer an einem Erhalt dieses bedeutenden Industriedenkmals offensichtlich kein Interesse hatten, waren alle bisherigen Versuche des Eisenhüttenvereins Mägdesprung öffentliche Förderungen zu erhalten, unter diesen Bedingungen aussichtslos. Da diese Entwicklung bereits 2009 absehbar war, hat sich der Eisenhüttenverein Mägdesprung Carl Bischof e.V. das zunächst machbar erscheinende Ziel gesetzt, den Obelisk von Mägdesprung bis zum 200. Jahrestag seiner Einweihung, also bis zum August 2012, wieder neu zu errichten. Die Maßnahme konnte in das Projekt "800 Jahre Anhalt" des Landes Sachsen-Anhalt eingeordnet und daher gefördert werden, weil sich der Obelisk und das zugehörige Rondell im Besitz der Stadt Harzgerode befinden.
Im 1. Bauabschnitt, vom August bis November 2011, wurde die Rondellmauer saniert und gesichert. Das war notwendig, da sich schon starke Ausbuchtungen zeigten, die durch Frosteinwirkungen der letzten beiden strengen Winter verstärkt wurden, weil sich durch Unwirksamwerden der alten Drainage Wasser stauen konnte. Es wurden 29 Anker gesetzt, die nun die beiden Mauern, eine horizontal geschichtete innere und eine vertikal geschichtete äußere Mauer, beide zusammen 2,5 bis 3 m dick, verbinden und damit stabilisieren. Dafür musste hinter der Mauer ausgeschachtet werden, um die Widerlager der Anker anbringen zu können. Danach wurde eine neue Steindrainage eingebracht.
Auf beide Mauern wurde eine Betonschwerlastplatte als Ringanker aufgebracht. Die Kosten für diese Sicherungsmaßnahmen betrugen 83 T€, von denen 70% durch das Land Sachsen-Anhalt als Hauptsponsor gefördert wurden.
Im Winter 2011/12 wurden durch die Werkstätten für Denkmalpflege Quedlinburg die 20 Pilare und ihre Ketten restauriert. Dabei mussten 248 Kettenglieder neu angefertigt werden.
Die Pilare konnten im Juni 2012 wieder auf die neu verlegten gusseisernen Grundplatten montiert werden. Sockel und Treppenstufen wurden durch die Werkstätten für Denkmalpflege Quedlinburg saniert. Dabei mussten die Treppenstufen vollständig neu verlegt werden.
Das folgende Bild zeigt den Sockel in der Farbe des Voranstrichs am 19.6.2012, nachdem an diesem Tag auf dem Rondell das Grobplanum für den neuen Rasen angelegt wurde.
Fotos 1-4: Wolfdieter Ludwig, Foto 5: Siegfried Ottilie, Foto 6: Chris Wohlfeldt (MZ)
Auf den restaurierten Sockel wurde am 25. Juli 2012 die neue, 12,5 m hohe Obelisknadel gesetzt. Die Montage erfolgte in einem Stück mit Hilfe eines Autokrans vom oberhalb gelegenen Bahnhof Mägdesprung aus. Die Nadel war nun nicht mehr aus Gusseisen, sondern wurde durch die Firma Metallbau Schäfer im thüringischen Mühlhausen aus 5 mm starken Blechen zusammengeschweißt.
Am 18.08.2012 erfolgte, fast auf den Tag genau 200 Jahre nach seiner Ersteinweihung, die Neueinweihung des wiedererrichteten Obelisken durch Eduard Prinz von Anhalt.
Der Wiederaufbau hat etwa 130.000 € gekostet. Die Finanzierung war nur durch vielfältige Unterstützungen möglich. Dafür möchten wir uns mit der nachfolgend aufgeführten Danksagung herzlich bei allen Sponsoren, Spendern und Unterstützern bedanken.
Danksagung für die Unterstützungen bei der Wiedererrichtung des Obelisken von Mägdesprung und die Sanierung der Rondellmauer (PDF, 175 KB)
Neuaflage von Heft 3 Der Obelisk von Mägdesprung 2019